11 fast vergessene deutsche Sportlegenden
Im Sport gibt es Legenden, die unvergessen bleiben. Doch manchmal geraten große Sportler in Vergessenheit – wie diese deutschen Sportlegenden!

Wenn man nach deutschen Sportlegenden gefragt wird, gibt es viele große Namen, die einem einfallen: Max Schmeling, Boris Becker, Steffi Graf, Franz Beckenbauer oder Dirk Nowitzki. Dabei gibt es noch einige andere Sportler, die ebenfalls Hervorragendes, ja teils gleichermaßen Überragendes geleistet haben und heute kaum noch bekannt sind. Das sind fünf deutsche Sportlegenden, die man schon fast vergessen hat.
Die Nummer Eins ging aus gutem Grund in die Geschichte ein:

#1 Karl Mildenberger (†)
Wenn man in Deutschland an große Boxer denkt, dann werden viele Namen aufgelistet, doch seiner ist selten dabei. Max Schmeling, Henry Maske, aber auch Artur Abraham oder Felix Sturm werden hingegen oftmals genannt. Dabei hätte Karl Mildenberger einmal fast die größte Boxlegende aller Zeiten in die Knie gezwungen. Es war die erste Weltmeisterschaft im Schwergewicht, die in Deutschland ausgetragen wurde und diese wurde sogleich zu einem ganz besonderen Ereignis. Ins Finale hatten es Karl Mildenberger und die Boxlegende Muhammed Ali geschafft.
Heute würde man vielleicht meinen, dass es dabei nur einen Sieger geben könnte, aber letztlich gab es - auf gewisse Weise - sogar zwei...

Ali und Mildenberger: So ging der Kampf aus
Denn Karl Mildenberger verlangte dem Schwergewichtsweltmeister Muhammed Ali alles ab, hielt ihm zwölf Runden wacker stand, ehe ihn ein Treffer in der letzten Runde ausknockte. Doch für seine famose Leistung wurde Karl Mildenberger gefeiert, auf Schultern aus dem Ring getragen und als ob er gewonnen hätte, zelebrierte man seine Leistung gegen Muhammed Ali, der im Nachhinein über den Kampf sagte: „Es war der schwerste Kampf meines Lebens“. Karl Mildenberger, der 2018 in Kaiserslautern verstarb, erwiderte darauf trocken: „Mein schwerster Gegner war das Finanzamt.“
Heute ist der famose Boxkampf, den Mildenberger zeigte, nicht mehr so vielen in Deutschland bekannt, sodass er eine deutsche Sportlegende ist, die mehr und mehr in Vergessenheit geriet. Doch sein Erbe, den größten Boxer aller Zeiten beinahe in die Knie gezwungen und ihm alles abverlangt zu haben, wird ewig Bestand haben.
Der nächste Sportler machte im Ausland Karriere:

#2 Bert Trautmann (†)
Seine Geschichte ist von A bis Z bemerkenswert und unüblich für die damalige, wie die heutige Zeit - zumindest für einen Profisportler. Trautmann war im zweiten Weltkrieg Fallschirmjäger für das deutsche Reich und geriet nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in britische Kriegsgefangenschaft. Als ihm die Rückkehr nach Deutschland angeboten wurde, lehnte er ab, da er sich in England wohl fühlte und dort freundlich aufgenommen wurde. Doch als der junge Fußballtorhüter von Manchester City verpflichtet wurde, regte sich Protest, dass ein Deutscher, dazu noch ehemaliger Soldat, das Tor eines britischen Klubs hüten sollte. Doch mit tollen Leistungen, brachte er die Fans hinter sich, die sich zu Beginn dagegen gewehrt hatten, dass ein „Kraut“ im Tor ihres Vereins stehen sollte.
Vor allem die dramatischen Ereignisse beim FA Cup-Finale 1956 sollen ihn auf der Insel unvergessen machen...

Trautmanns größter Sieg
Ein ganz besonderes Ereignis in der Karriere von Trautmann stellt vor allem das FA Cup-Finale zwischen seinem Klub Manchester City und Birmingham City dar. In der 75. Spielminute kam es zu einem Zweikampf zwischen Bert Trautmann und dem Birmingham-Angreifer Peter Murphy, der Trautmann mit dem Knie im Nacken traf. Dieser blieb zunächst benommen liegen, konnte aber nach einer Verletzungsunterbrechung unter großen Schmerzen weiterspielen. Damals gab es noch keine Wechsel, sodass City in Unterzahl und mit Feldspieler im Tor hätte weiterspielen müssen.
Drei Tage später stellte man bei einer Röntgenuntersuchung fest, dass Trautmann sich das Genick gebrochen hatte und er wie durch ein Wunder überlebt hatte, da sich ein Halswirbel nach oben geschoben und das Genick stabilisiert hatte. Die Medien und Fans feierten Trautmann Willensleistung, dessen Oberkörper danach für fünf Monate in Gips eingehüllt werden musste. 2007 wurde er hinter Collin Bell zum zweitbesten City-Spieler der Geschichte gewählt.
Für die deutsche Nationalmannschaft spielte Trautmann hingegen nie, da Nationaltrainer Sepp Herberger keine Legionäre, also deutschen Spieler, die im Ausland beschäftigt waren, in die Nationalelf berief. 2013 verstarb Trautmann im Alter von 89 Jahren.
Ein Handballer ging ebenfalls in die deutsche Geschichte ein:

#3 Joachim „Jo“ Deckarm
Hier betreten wir nun ein trauriges Kapitel der deutschen Sportgeschichte. Joachim Deckarm war einer der besten Handballspieler seiner Zeit. Mit dem späteren DHB-Bundestrainer Heiner Brand holte er den zweiten Weltmeistertitel für die Deutsche Handballauswahl im Jahr 1978 und war dabei einer der besten Spieler. Darüber hinaus konnte er mit dem VFL Gummersbach drei Meistertitel ergattern und wurde zweimal Europacupsieger. Doch am 30. März 1979 sollte etwas geschehen, was nicht nur die Karriere, sondern das ganze Leben Joachim, genannt „Jo“, Deckarms komplett veränderte.
Damals fand das Halbfinalrückspiel des Europapokals der Pokalsiegers stand. In der 23. Spielminute stieß Deckarm unglücklich mit seinem ungarischen Gegenspieler Lajos Pánovics zusammen und prallte nahezu ungebremst auf den Betonboden, über dem sich lediglich eine dünne PVC-Schicht befand. Die Folgen waren verheerend: Deckarm erlitt einen doppelten Schädelbasisbruch, einen Gehirnhautriss, sowie Gehirnquetschungen. Er wurde nach Budapest transportiert, notoperiert und fiel ins Koma. Nach 131 Tagen wachte er wieder auf, doch der Unfall hatte deutliche Spuren hinterlassen. Die Motorik von Deckarm wurde dadurch stark eingeschränkt, sodass er nicht mehr sprechen konnte und fortan auf einen Rollstuhl angewiesen ist.
Ein Fußballer ist heute auch eine Legende:

#4 Reinhard „Stan" Libuda (†)
Seine damalige Bedeutung für Fußball-Deutschland wird alleine deutlich an dem geflügelten Wort, das in den 60er Jahren in Fußball-Deutschland nahezu jedem bekannt war: „An Gott kommt keiner vorbei, außer Stan Libuda.“ So wollte man die Dribbelkünste des quirligen Flügelspielers preisen, der zwar heute nicht vollends in Vergessenheit geraten ist, jedoch während seiner Karriere als einer der besten deutschen Fußballer galt. Dennoch ist seine Karriere - wenn man sich nur die Titel betrachtet - überschaubar verlaufen, was womöglich dazu beigetragen hat, dass er der Fußball-Welt heute nicht so bekannt ist, wie viele seiner Nationalmannschaftskollegen der Zeit.
Doch dann kam es zu einem traurigen Tiefpunkt:

Die schwarze Stunde einer Legende
Doch auch wenn er heute nicht mehr so bekannt ist wie einstmals, bleibt er zugleich eine lebende Legende. Vor allem bei seinem Ex-Klub Schalke wird Libuda besonders verehrt. Seine Spielweise war nicht nur mitreißend, sie war auch sehr ambivalent, denn es gab auch Tage, da bekam Libuda nicht besonders viel auf die Kette und war praktisch kaum auf dem Platz zu sehen. An seinen guten Tagen hingegen, wären die Fans auch ins Stadion gekommen, um nur ihn spielen zu sehen.
Einen traurigen Tiefpunkt in Libudas Karriere stellte der Manipulationsskandal der 1970er Jahre dar. Daran beteiligt wurde Libuda zunächst lebenslang gesperrt, nach zwei Jahren entschloss man sich jedoch ihn zu begnadigen, sodass er wieder für Schalke spielen konnte, wo er 1976 seine Karriere beendete.
Danach lief es überhaupt nicht rund für die Fußballikone; lange Zeit auf Arbeitslosenhilfe angewiesen, vermachte ihm die Schalke-Legende Ernst Kuzorra einen Tabakladen, den er fortan führte. 1996 verstarb Libuda mit 52 Jahren an einem Schlaganfall.
Schauen wir uns einen legendären Schachspieler an:

#5 Emanuel Lasker (†)
Zwar zählt Schach in Deutschland vielleicht nicht zu den populärsten Sportarten, dennoch gehört Emanuel Lasker zu den ganz großen Ikonen seiner Disziplin. Er war der zweite Schachweltmeister und konnte diesen Titel von 1894 bis 1921 behaupten. Besonders war vor allem sein Spielstil, um den sich zeitlebens und auch danach noch einige Mythen rankten. Nicht nur, dass er eine sehr gute Eröffnung beherrschte, vor allem seine starke Verteidigung auch in schlechten Stellungen brachten seine Gegner reihenweise zur Verzweiflung, sodass es auch Kollegen gab, die ihm schlicht „Glück“ unterstellten, während andere sein Spiel sogar als „psychologisch“ bewerteten. Selbst im hohen Alter von 66 Jahren wurde Lasker noch Dritter bei der Schach-WM. Er starb 1941 in New York im Alter 72 Jahren.
Sehen wir uns einen weiteren Helden an:

#6 Lutz Eigendorf (†)
Seine Geschichte ist wie aus einem Politthriller entsprungen: Lutz Eigendorf galt als eines der größten Talente des DDR-Fußballs und wurde nicht umsonst als der „ostdeutsche Beckenbauer“ bezeichnet. Als Spieler von Dynamo Berlin, dem Klub des Stasi-Chefs Erich Mielke, genoss er Privilegien und war auf dem besten Weg, eine Legende zu werden. Doch am 20. März 1979 nutzte er ein Freundschaftsspiel in Kaiserslautern, um in den Westen zu fliehen. Ein mutiger Schritt, der sein Leben für immer verändern sollte.
Eigendorf unterschrieb beim 1. FC Kaiserslautern und später bei Eintracht Braunschweig. Die Stasi ließ ihn jedoch nie aus den Augen, observierte ihn mit 50 inoffiziellen Mitarbeitern und schmiedete sogar Entführungspläne.
Doch sein Schicksal sollte noch eine tragische Wendung nehmen...

#7 Das mysteriöse Ende einer Flucht
Am 5. März 1983 verunglückte Lutz Eigendorf mit seinem Auto auf dem Heimweg von einem Spiel. Mit 2,2 Promille im Blut prallte er gegen einen Baum und erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Er wurde nur 26 Jahre alt. Was zunächst wie ein tragischer Unfall wirkte, warf bald Fragen auf. Eigendorf war als disziplinierter Sportler bekannt, der kaum trank. Zudem hatte er kurz zuvor in Interviews über sein Leben in der DDR gesprochen.
Nach der Wiedervereinigung wurden Stasi-Akten geöffnet, die den Verdacht erhärteten: War es ein staatlich angeordneter Mord? Obwohl nie vollständig aufgeklärt, deuten Dokumente auf eine gezielte Operation hin. So wurde aus einem vielversprechenden Fußballer eine tragische Figur der deutsch-deutschen Geschichte.
Von politischen Dramen wenden wir uns nun einer ganz anderen Sportart zu...

#8 Heiko Fischer (†)
Während heute Namen wie Katarina Witt oder Aljona Savchenko in aller Munde sind, war es in den 1980er Jahren Heiko Fischer, der den deutschen Eiskunstlauf prägte. Der in Stuttgart geborene Athlet dominierte die deutsche Eiskunstlaufszene wie kein anderer vor ihm, wurde sechsmal in Folge Deutscher Meister und holte Bronze bei den Europameisterschaften 1983 in Dortmund – ein Erfolg, den zuvor kein deutscher Mann erreicht hatte.
Seine anmutigen Choreografien und technische Perfektion begeisterten die Zuschauer. Besonders seine Pirouetten galten als unerreicht. Trotz seiner Erfolge blieb Fischer stets bescheiden und wurde zum Vorbild für eine ganze Generation von Eiskunstläufern. Sein plötzlicher Tod 1989 mit nur 30 Jahren durch einen Herzinfarkt erschütterte die Sportwelt.
Doch kein Artikel über deutsche Sportlegenden wäre vollständig ohne den Mann, der Deutschland zum ersten WM-Titel führte...

#9 Fritz Walter
Wenn vom „Wunder von Bern“ die Rede ist, denken viele an Helmut Rahn, dessen entscheidender Treffer Deutschland 1954 zum Weltmeister machte. Doch der eigentliche Architekt dieses Triumphs war ein anderer: Fritz Walter. Als Kapitän führte der technisch brillante Spielmacher die deutsche Mannschaft durch das Turnier und wurde zur Symbolfigur des Nachkriegsdeutschlands.
Walter, der seine gesamte Karriere beim 1. FC Kaiserslautern verbrachte, besaß eine einzigartige Spielintelligenz. Seine Pässe waren von bestechender Präzision, seine Übersicht legendär. Kurios: Bei Regenwetter lief er zur Hochform auf – weshalb nasses Wetter in Deutschland noch heute als „Fritz-Walter-Wetter“ bezeichnet wird. Nach seinem Tod 2002 benannte der DFB die Fritz-Walter-Medaille nach ihm.
Während Walter im Westen glänzte, dominierte im Osten ein Stürmer alle Rekorde...

#10 Joachim Streich
Er ist der erfolgreichste Torschütze der DDR-Nationalmannschaft, und dennoch kennen ihn heute nur noch wenige: Joachim Streich. Mit 55 Toren in 102 Länderspielen stellte er Rekorde auf, die für die Ewigkeit bestimmt schienen. Auch in der Oberliga erzielte er unglaubliche 229 Tore, größtenteils für den 1. FC Magdeburg, mit dem er dreimal den FDGB-Pokal und einmal den Europapokal der Pokalsieger gewann.
Streichs Markenzeichen war sein untrüglicher Torriecher. Egal ob per Kopf, mit links oder rechts – er traf aus allen Lagen. Nach der Wiedervereinigung geriet er dennoch zunehmend in Vergessenheit. Anders als viele seiner Zeitgenossen schaffte er nie den Sprung ins gemeinsame Fußball-Deutschland. Bis zu seinem Tod im April 2022 blieb er einer der unterschätztesten Stürmer der deutschen Fußballgeschichte.
Auch einen Olympia-Star sollten wir nicht vergessen:

#11 Roland Matthes (†)
Roland Matthes, geboren 1950 in Pößneck, gilt als einer der erfolgreichsten Rückenschwimmer der Geschichte. Zwischen 1968 und 1972 gewann er vier olympische Goldmedaillen und brach insgesamt 21 Weltrekorde. Seine elegante und technische präzise Schwimmweise brachte ihm den Spitznamen „Rolls-Royce“ der Schwimmer ein. Franziska van Almsick nannte Matthes ein „großes Vorbild“. Mit seiner Dominanz im Becken setzte Matthes neue Maßstäbe und prägte eine ganze Generation von Schwimmern. Sein Einfluss reichte weit über die DDR hinaus und inspirierte Athleten weltweit. 2001 wurde er in die International Swimming Hall of Fame aufgenommen.
Matthes starb 2019 an einer langen Krankheit, bleibt aber unvergessen.